Das Internationale Lungenkrebs Konsortium ILCCO
Das Internationale Lungenkrebs-Konsortium (ILCCO) wurde 2004 von einer Gruppe Lungenkrebs-Forscher*innen aus aller Welt gegründet und hat das Ziel, vergleichbare Daten von laufenden epidemiologischen Lungenstudien zusammenzutragen.
Damit wird eine höhere statistische Aussagekraft, besonders bei Subgruppenanalysen, das Vermeiden doppelter Forschungsanstrengung, die Replikation neuer Ergebnisse und wesentliche Kostenersparnisse durch Kooperationsprojekte bezweckt.
Das Konsortium koordiniert die Genotypisierung einzelner genetischer Varianten und führt gemeinschaftlich genomweite Untersuchungen durch. Fragebogendaten von insgesamt einigen 10.000 Paaren der teilnehmenden Fall-Kontroll-Studien aus verschieden Ländern und ethnischen Bevölkerungen sowie Biomaterial der Mehrheit aller Studienteilnehmer*innen stehen allen Konsortiumsmitgliedern zur Verfügung.
Das Institut beteiligt sich mit Daten aus der Deutschen Lungenkrebs-Studie und ist in zahlreichen Verbundprojekten beteiligt. Seit 2021 arbeitet Heike Bickeböller wieder als Mitglied des Lenkungsausschusses.
Koordinatorin: Dr. Rayjean J. Hung, Samuel Lunenfeld Research Institute, Toronto, Canada
Integrative Analysis of Lung Cancer Etiology and Risk (INTEGRAL)
INTEGRAL und vorher TRICL (Transdisciplinary Research in Cancer of the Lung) sind geförderte NIH-Projekte, an denen eine 2010 gegründete Gruppe von Lungenkrebs-Forscher*innen aus aller Welt beteiligt sind, die sich natürlich kontinuierlich mit jungen Wissenschaftler*innen erneuert. Die wissenschaftlichen Zielsetzungen verändern sich ebenfalls. Die Identifikation lungenkrebsrelevanter genetischer Varianten, der Replikation in unterschiedlichen ethnischen Bevölkerungen, der Nachweis eines funktionell erklärbaren Wirkmechanismus, und Risikomodellierung gehören zu den Zielen.
Das Institut für Genetische Epidemiologie ist im biostatistischen Core tätig, und insbesondere in der Area-1 tätig, also bei der Identifikation lungenkrebsrelevanter genetischer Varianten. Dabei werden genomweite Untersuchungen aus verschiedenen Studien gemeinschaftlich analysiert und durch detaillierte Typisierung engerer genetischer Regionen ergänzt.
Dafür werden am Institut u.a. neue Methoden zur „Gene-Set Analyse“ entwickelt oder bestehende Methoden optimiert und solche Datenanalysen durchgeführt. Ebenso stehen Gen-Umwelt-Interaktionen im Fokus. Das Institut beteiligt sich ferner mit Daten aus der Deutschen Lungenkrebs-Studie.
Koordinator: Dr. Christopher I. Amos, Dartmouth Geiselmed School of Medicine
Lungenkrebs und Radon
Das Institut für Genetische Epidemiologie der UMG kooperiert seit vielen Jahren mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Natürliche Strahlung, allen voran verursacht durch Radon, wird als zweit-wichtigste Ursache für Lungenkrebs angesehen. Das Risiko, ein radon-induziertes Lungenkarzinom zu entwickeln, ist für den Einzelnen gering. Jedoch ist Radon ein Bestandteil der Luft, die wir mit jedem Zug einatmen. Damit gibt es je nach Strahlenexposition und -empfindlichkeit ein variierendes lebenslanges Risiko. Für die Inzidenz von Lungenkrebs wird die individuelle Kapazität, DNA-Schäden zu reparieren, diskutiert.
Am BfS wurde in 11.043 Einzelexperimenten die DNA aus Blutproben von Lungenkrebspatient*innen und nahen Verwandten, sowie von krebsfreien Kontrollpersonen künstlich bestrahlt, um die DNA- Reparaturfähigkeit, d.h. die eigenständige Reparatur des Schadens durch die Zellen, zu bestimmen. Wir konnten nachweisen, dass die DNA-Reparaturkapazität ein potentieller Prädiktor für Lungenkrebs in jungen Jahren sein kann, und auch ohne künstliche Bestrahlung eine recht hohe Heritabilität aufweist. Im Anschluss haben wir die genetische Information von Bergarbeiter*innen mit extremer beruflicher Radonexposition, die an Lungenkrebs erkrankten, mit der einer großen Kohorte krebsfreier Personen vergleichen. So konnten einige Gene identifiziert werden, die die individuelle Anfälligkeit für radon-induzierten Lungenkrebs beeinflussen könnten. Wir arbeiten an der Validierung dieser Ergebnisse.
In einem von dem BfS unabhängigen Projekt versuchen wir die molekular-biologischen Mechanismen einer Innenraum-Radon-Exposition, der jeder aber mit weitaus geringer Dosis ausgesetzt ist, zu entschlüsseln.
Ansprechpartner: Mag. Albert Rosenberger
Die Deutsche Lungenkrebsstudie
Die Stichprobe der deutschen Lungenkrebs-Studie wurde aus Subproben von drei unabhängigen deutschen Studien zusammengesetzt. Insgesamt werden 506 Lungenkrebs-Patient*innen (LUCY-Studie: n=305, Heidelberger Lungenkrebs-Fall-Kontrolle Studie: n=201) mit 480 Lungenkrebsfreien Kontrollpersonen aus der Bevölkerung (aus der KORA-Studie) verglichen. Über das gesamte Genom hinweg wurde nach für Lungenkrebs relevanten genetischen Varianten gesucht.
Die Deutsche Lungenkrebsstudie ist längst abgeschlossen. Sie geht jedoch bis jetzt weiter in zahlreiche internationale Kooperationsarbeiten (ILCCO, INTEGRAL) ein. PIs sind Prof. HE Wichmann, Prof. Angela Risch, Prof. Heike Bickeböller.
LUCY (Lung Cancer in the Young) Studie
Lungenkrebs im Alter bis 50 Jahre. In der LUCY-Studie wurden bis 2011 Daten und Materialen an Lungenkrebspatient*innen im Alter bis 50 Jahren und ihren Angehörigen multizentrisch erhoben. Sie wurde gemeinschaftlich vom Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München und dem Institut für Genetische Epidemiologie der Universitätsmedizin Göttingen durchgeführt.
In der LUCY-Studie wurden klinische und molekularbiologische Informationen, Angaben zur medizinischen Vorgeschichte, familiäre Vorbelastung durch Krebs, Ausbildung und des Rauchens sowie Blutproben von 847 Lungenkrebs-Patient*innen, diagnostiziert im Alter bis 50 Jahren, und 5524 Familienangehörigen gesammelt. Aus den Blutproben wurde DNA gewonnen und lymphoblastoiden Zellenlinien kultiviert.
Heidelberger Lungenkrebs-Fall-Kontrolle Studie
Im Rahmen einer Fall-Kontrolle-Studie an der Thoraxklinik Heidelberg hat das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ mehr als 2000 Lungenkrebs-Patient*innen untersucht und befragt. Darunter sind 300 Lungenkrebs-Patient*innen, die im Alter bis 50 Jahre erkrankten und etwa 750 vergleichbare lungenkrebsfreie Kontrollpersonen. Informationen zu Beruf und Bildung, Tabakrauchen, in einer Subgruppe auch zur familiäre Vorbelastung durch Lungenkrebs, wurden mittels Fragebogen erhoben. Blutproben wurden genommen, um DNA für genetische Untersuchungen daraus zu gewinnen.
Die KORA Studie (PI HE Wichmann)
Das Helmholtz Munich leitete die KORA-Studie (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region von Augsburg), in der die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg untersucht wurde, um die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu erforschen. Insgesamt wurden vier Erhebungen im Zeitraum 1984/85-1999/2001 mit insgesamt 18000 Teilnehmern in der Altersgruppe zwischen 25 und 74 Jahre durchgeführt. Dabei wurde eine Vielzahl von phenotypischen, medizinischen und Labordaten erhoben, sowie DNA von 16000 Studienteilnehmern aus Blutproben gewonnen. Außerdem wurden EBV immortalisierte Zelllinien aus 1600 Blutproben kultiviert.
KORA gilt und galt als eine für genetische Zwecke anerkannte, repräsentative Stichprobe der Bevölkerung in Deutschland.
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